Der Verdauungstrakt des Pferdes ist für eine regelmäßige, energiearme und strukturreiche Ernährung ausgelegt. Grund dafür ist, dass das Pferd ursprünglich ein Steppenbewohner war und täglich viele, kleine Mahlzeiten zu sich nahm. Die Futteraufnahme betrug damals 12 – 18 Stunden pro Tag.
Fassungsvermögen und Magensäureproduktion
Mit einem Fassungsvermögen von 15 – 20 Litern ist der Magen des Pferdes eher klein und produziert rund um die Uhr Magensäure. Das stetige Kauen bei täglich vielen, kleinen, rohfaserreichen Mahlzeiten fördert die Speichelproduktion. Diese dient nicht nur der Durchfeuchtung des Speisebreis, sondern besonders, dank der enthaltenen Mineralstoffe und Bicarbonate, zum Puffern der stetig produzierten Magensäure.
Wie Fresspausen den Pferdemagen beeinflussen
Die Fresspausen eines Pferdes sollten nie größer als 4 Stunden sein. Zu lange Pausen zwischen den Mahlzeiten oder eine zu geringe Aufnahme rohfaserreicher Futtermittel kann demzufolge zu einer Übersäuerung des Magens führen. Es ist für das Pferd somit essenziell wichtig, täglich genügend Raufutter zu sich zu nehmen, um eine ausreichende Speichelproduktion zu gewährleisten.
Raufutter als wichtige Basis
Das Raufutter bildet die Basis einer jeden Ration mit 1,5 – 2 kg pro 100 kg Lebendmasse. Dies entspricht bei einem 500 kg schweren Pferd 7,5 kg – 10 kg täglich. Da der Hauptteil der Verdauung dieser rohfaserreichen Nahrung im Dickdarm stattfindet, zählt das Pferd zu den „Dickdarmverdauern“.
Kraftfutter als Energiebooster
Bei einem Mehrbedarf an Energie und Protein kann, zusätzlich zu der Grundration aus Raufutter, ein Kraftfutter ergänzt werden. Hierbei ist die Verdaulichkeit, die Nährstoffdichte, wie auch der Stärkegehalt zu beachten. Die Stärkeverdauung beginnt bereits im oberen Magenbereich, wo Bakterien einen Teil der Stärke in flüchtige Fettsäuren und Milchsäure (Laktat) zersetzen.
Gut gekaut ist halb verdaut - Kauaktivität und Speichelproduktion
Pferde zeigen bei der Aufnahme von Kraftfutter eine deutlich geringere Kauaktivität im Vergleich zur Raufutteraufnahme. Dies bringt eine verminderte Speichelproduktion und damit wie zuvor erklärt geringere Pufferfunktion mit sich, da die Kauaktivität die Speichelproduktion bedingt. So kann eine rohfaserarme Ration zu einer erhöhten Säureproduktion sowie einer mangelnden Speichelproduktion und damit unzureichenden Säurepufferung führen.
Magengeschwüre bei falscher Fütterung des Pferdes
Als Folge dessen können Schädigungen des oberen Magenbereiches wie beispielsweise Übersäuerung und Magengeschwüren entstehen. Daher ist es wichtig, die Faustregel: „Nicht mehr als 1 g Stärke pro kg Körpergewicht und Mahlzeit“ oder „Nicht mehr als 2 g Stärke pro kg Körpergewicht und Tag“ zu beachten (z.B. 1 kg Hafer = 400 g Stärke).
Welche Rolle spielt Stärke genau bei der Verdauung?
Ein weiterer zu beachtender Faktor bei der Fütterung von stärkehaltigen Kraftfuttern ist die Stärkeverdaulichkeit der verschiedenen Komponenten. Das Pferd hat, anders als wir Menschen, keine Amylase (stärkespaltendes Enzym) im Speichel und nur eine geringe Amylaseaktivität im Dünndarm. Aus diesem Grund ist es für das Pferd ausschlaggebend, aus welcher Quelle die Stärke stammt und in welcher Menge sie aufgenommen wird.
Beispielsweise haben Gerste und Mais unbehandelt (ganzes Korn) eine Stärkeverdaulichkeit von 21 % bzw. 29 %. Aufgeschlossen (in Form von Flocken) sind über 80 % der enthaltenen Stärke für das Pferd verdaulich. Im Dünndarm wird die Stärke nun von der Amylase in ihre Glukose-Einzelbausteine zerlegt. Diese gelangen dann über die Darmschleimhaut in den Blutkreislauf. Damit steigt der Insulinspiegel im Blut. Insulin ermöglicht weiter die Aufnahme der Glukose in die Zellen, wo sie verstoffwechselt wird. Danach sinkt der Insulinspiegel wieder.
Der Dickdarm bildet, wie bereits erwähnt, den Hauptort der Verdauung des Pferdes. Er lässt sich als große Gärkammer beschreiben. Dort existiert eine Vielzahl von Mikroorganismen, die alle Nährstoffe fermentieren, die im Dünndarm durch Enzyme nicht oder nur unvollständig verdaut wurden.
Nimmt das Pferd mehr Stärke auf, als die Verdauungskapazität im Dünndarm hergibt, gelangt die unverdaute Stärke in den Dickdarm. Dort wird sie von den Mikroorganismen weiter in flüchtige Fettsäuren und Milchsäure verstoffwechselt. Dieser Vorgang bewirkt einen ph-Wert-Abfall im Dickdarm. Dies kann, ähnlich wie im Magen, die Schleimhäute beschädigen und die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen. Außerdem hat eine Dickdarmübersäuerung eine Veränderung der Darmflora zur Folge. Viele der Mikroorganismen können in einer zu sauren Umgebung nicht überleben. Das Absterben dieser zellulosefermentierenden Mikroorganismen bringt eine erhöhte Toxin-Bildung mit sich, was zu Hufrehen, Koliken oder Durchfall führen kann.
Konkrete Tipps zur Stärkefütterung:
- Ausschließlich hoch aufgeschlossene Getreidekomponenten verwenden
- Stoffwechselempfindliche Pferde stärkereduziert füttern
- Stärkegehalt der Ration seines Pferdes beachten